StellungnahmeStrommarkt

Industriestrompreis darf Ausbau von erneuerbaren Energien nicht bremsen - marktrationales Verhalten muss erhalten bleiben

05-11-2025

Die deutsche Industrie steht unter hohem wirtschaftlichem Druck. Daher ist es verständlich, dass die Bundesregierung Entlastungsmaßnahmen prüft. Kurz vor dem geplanten „Stahlgipfel“ im Kanzleramt kündigte Bundeswirtschaftsministerin Reiche Entlastungen durch einen staatlich subventionierten Industriestrompreis ab dem Jahr 2026 an. Details zur Ausgestaltung sind noch nicht bekannt. Aus Sicht der Energiehändler müssen bei solchen Maßnahmen jedoch Verzerrungen des Strommarktes und damit einhergehende Mehrkosten für alle Stromverbraucher vermieden werden.

Der Strommarkt ist nicht das passende Instrument für Entlastungen.

Auch wenn der neue EU-Rahmen für Beihilfen im Rahmen des Clean Industrial Deal (CISAF) den Mitgliedstaaten erlaubt, energieintensive Industrien bei den Stromkosten zu entlasten, sollten andere Maßnahmen im Vordergrund stehen.

Ein Eingriff in den Strommarkt riskiert, den Strommarkt und den Ausbau erneuerbarer Energien zu schwächen.

Entlastungszahlungen, die sich anhand von Marktpreisen berechnen, können die Funktionsfähigkeit des Strommarktes beeinträchtigen, so die Einschätzung von Energy Traders Deutschland. Beträgt die Entlastung beispielsweise ein Differenzbetrag zwischen Marktpreis und Zielwert (Entlastung auf einen Zielbetrag), sinkt oder entfällt der Anreiz, sich preislich abzusichern – insbesondere, wenn Referenzpreise auf stündliche oder monatliche Großhandelspreise Bezug nehmen.

Von Marktpreisen unabhängige Entlastungen wären die bessere Lösung.

Besser geeignet wären „Entlastungen um einen Betrag“, die nicht mit einem Strompreis verknüpft sind. Auf EU-Ebene wurde beispielsweise das Konzept eines „Clean Flexibility Instrument“ diskutiert. Dieses zielt darauf ab, Inanspruchnehmern die Strukturierungskosten von PPAs zu erstatten – unabhängig von einem konkreten Preisniveau. Solche Instrumente würden Verzerrungen vermeiden und gleichzeitig den Einsatz erneuerbarer Energien fördern.

Was bei einer möglichen Einführung eines Industriestrompreises daher zu beachten wäre hat Energy Traders Deutschland in einem Positionspapier dargelegt:

  • Anreiz zur Absicherung am Terminmarkt erhalten;
  • Inanspruchnehmer verpflichten, langfristige erneuerbare Strombezugsverträge abzuschließen;
  • Dekarbonisierungsmaßnahmen über Drittparteien bei Umsetzung von CISAF auch über PPAs ermöglichen;
  • Im Fall eines „Industriestrompreises“, bei dem sich die Entlastungszahlung am Marktpreis orientiert, wäre es wichtig, den Referenzpreis als Jahres- oder Mehrjahresdurchschnitt zu definieren.

Position von EFET Deutschland - Verband Deutscher Energiehändler e.V. zu Überlegungen, energieintensive Industrieunternehmen durch Einführung eines Industriestrompreises zu entlasten zum Download:

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