Pressemitteilung

Pressemitteilung im Rahmen der E-world 2025

12-02-2025

Energy Traders Deutschland: Vertrauen in den Energiemarkt ist essentiell


Pressekonferenz von Energy Traders Deutschland (EFET Deutschland)

E-World, Essen, 12.02.2025

Der Energiemarkt funktioniert. So hat gerade der Energiehandel zur Überwindung der Energiekrise beigetragen. Es ist aber zentral, dass dieser zukünftig auch wieder frei von Markteingriffen agieren kann, um zu effizienten Ergebnissen beim Ausgleich von Angebot und Nachfrage beizutragen. Als Stimme der Energiehändler in Deutschland setzt sich Energy Traders Deutschland für die Förderung des nationalen und internationalen Energiehandels in offenen, transparenten und liquiden Großhandelsmärkten ein. Das Vertrauen in das Funktionieren der Märkte darf nicht durch regulatorische/politische Maßnahmen beeinträchtigt werden. So ist die immer wieder aufkommende Forderung den Energiehandel unter die Bankenaufsicht zu stellen, absolut kontraproduktiv.

STROMHANDEL
Stromgebotszonen: Stabilität und Planbarkeit für Lang- und Kurzfristmärkte essentiell

Ein liquider und gut funktionierender Stromgroßhandelsmarkt in Europa ist ein großer Schatz. Von seinen Vorteilen profitieren Verbraucher, Industrie und Unternehmen, die in die Energiewende investieren. Dieser Wert sollte aus Sicht der Energiehändler bei der Betrachtung von Gebotszonenneugestaltungen ebenso berücksichtigt werden wie die Auswirkungen von Netzengpässen. Im Fall von Deutschland, wäre eine Aufteilung mit erheblichen Nachteilen verbunden.

Die Gebotszonen sind ein zentrales Element des europäischen Strommarktdesigns und die Festlegung der Gebotszonengrenzen ist von großer Bedeutung für den gesamten Markt. Änderungen müssen daher sorgfältig abgewogen werden. Dabei sind nicht nur die aktuellen und prognostizierten Netzengpässe zu bewerten, sondern es ist auch zu berücksichtigen, dass der europäische Strombinnenmarkt liquide. Ein gut funktionierender Strommarkt senkt die Kosten des Energiehandels, was letztlich den Verbrauchern zugutekommt.
Bei der laufenden, von ACER veranlassten Gebotszonenüberprüfung geht es vor allem um Aufteilungsvarianten. Mögliche Varianten zur Zusammenlegung von Gebotszonen sind leider nicht Bestandteil der von ENTSO-E vorgelegten Kosten-Nutzen-Analyse.

„Grundsätzlich befürwortet Energy Traders Deutschland eine stabile Gebotszonenkonfiguration, die sich an langfristigen strukturellen Engpässen orientiert. Diese Sicherheit und Kontinuität ist unerlässlich, um den grenzüberschreitenden Wettbewerb und die Liquidität auf den Termin-, Day-Ahead- und Intraday-Großhandelsmärkten für Strom zu erhalten und zu stärken“ erläutert Konrad Keyserlingk, Vorsitzender der German Task Force Electricity. „Liquide Großhandelsmärkte ermöglichen es den Marktteilnehmern, Risiken besser zu kontrollieren und zu minimieren. Dadurch können Erzeugung und Nachfrage zu den geringsten Transaktionskosten für die Verbraucher - auch grenzüberschreitend - aufeinander abgestimmt werden.“

Eine Teilung der deutsch-luxemburgischen Gebotszone würde zu einem Rückgang der Liquidität in den Lang- und Kurzfristmärkten führen. Für Deutschland würde dies im Einzelnen bedeuten:

  • Starker Rückgang der Liquidität im Terminhandel in allen neuen Zonenvarianten;
  • Negative Auswirkungen auf Marktteilnehmer in angrenzenden Märkten, die bisher in Deutschland als Referenzmarkt zur Absicherung von Risiken handeln (Effekte einer kombinierten Rekonfiguration auf diese Märkte wurden in den EU-weiten Studien von ENTSO-E leider nicht untersucht);
  • Abnehmende Liquidität auf dem deutschen Day-Ahead- als auch Intraday-Markt im Norden und im Süden.
  • Höherer Grad an Marktkonzentration bei der Stromerzeugung in der jeweiligen Preiszone;
  • Höhere Preisvolatilität in den kleineren Preiszonen;
  • Geringere regulatorische Stabilität, insbesondere weil unklar wäre, ob die neuen Preiszonen mit fortschreitendem Netzausbau wieder angepasst würden;
  • Tendenziell erhöhter Förderbedarf für erneuerbare Stromerzeugung in der nördlichen Zone;
  • Tendenziell steigende Strompreise für Endverbraucher in der südlichen Zone.

Strommarktdesign: Marktverzerrungen vermeiden und möglichst technologieneutral ausgestalten

Eine bessere Markt- und Systemintegration für erneuerbare Energien, die Weiterentwicklung des Investitionsrahmens für erneuerbare Erzeugung und steuerbare Kapazitäten, Anreize durch lokale Signale oder das vorhandene Flexibilitätspotential heben: Die Herausforderungen wurden in den letzten Jahren intensiv diskutiert und ein bunter Strauß an Lösungsvorschlägen liegt auf dem Tisch. Es ist an der Zeit, die Lösungen in Angriff zu nehmen.

Ein starker, effizienter und wettbewerbsorientierter Markt unterstützt diesen Prozess, wobei dem Energiehandel eine zentrale Rolle zukommt. Denn im zukünftigen Energiesystem gibt es eine rasant wachsende Zahl von Akteuren, die koordiniert werden müssen - deutlich mehr Erzeuger (auch Kleinstanlagen), die Einbindung von Lasten flexibler Verbraucher sowie der systemdienliche Einsatz von Speichern.

Damit der Energiehandel seine Koordinationsfunktion im Sinne effizienter Ergebnisse erfüllen kann, sollten sowohl im Kraftwerkssicherheitsgesetz als auch im zukünftigen Strommarktdesign Marktsignale gestärkt und staatliche Markteingriffe auf das notwendige Maß beschränkt werden. Letztere bergen die Gefahr von Marktverzerrungen oder weniger effizienten Ergebnissen beim Ausgleich von Angebot und Nachfrage im kurzfristigen Dispatch. Gleiches gilt für die Risikoabsicherung am Stromterminmarkt.

GASHANDEL
Europäischen Gasmarkt von marktverzerrenden Eingriffen befreien

Auch im Rahmen der Energiekrise 2022/2023 hat der Markt seine Funktion erfüllt und schnell alternative Lieferungen aus anderen Ländern beschafft. Da aber niemand voraussehen konnte, welchen Umfang die Energiekrise annehmen würde, wurden diverse regulatorische Instrumente zur Absicherung eingeführt. Das erste Gasspeichergesetz entstand vielmehr aus der Notwendigkeit heraus, die Marktintegrität wiederherzustellen, nachdem ein Akteur aus strategischen Interessen gegen den Markt agiert hatte.

Obwohl die Energiekrise als überwunden gilt, sind Kriseninstrumente zur Überwindung und Sicherung der Gasversorgung weiterhin aktiv. In Deutschland ist dies vor allem das Gasspeichergesetz und auf europäischer Ebene die Gasspeicherverordnung. Diese enthalten neben gesetzlichen Füllstandsvorgaben auch Regelungen, wie mit ungenutzten Speicherkapazitäten umzugehen ist und was passiert, wenn die Speicherziele durch marktliches Handeln nicht erreicht werden.
Seit der Einführung der Kriseninstrumente wurden in Deutschland neue LNG-Kapazitäten geschaffen, die Verbindungen mit den Nachbarländern verbessert und mehr Erfahrungen mit Lastmanagement auf der Nachfrageseite gesammelt. Zudem ist die installierte erneuerbare Stromerzeugungsleistung in den vergangenen drei Jahren um fast 30 Prozent gestiegen.
Versorgungssicherheit wird durch all diese Maßnahmen erreicht, nicht durch die Gasspeicherung allein. Und den Märkten sollte es freistehen, die wirtschaftlichsten verfügbaren Optionen zu nutzen. Die Energiehändler fordern, die Speicherziele für den Winter 2026/2027 zu streichen und regen an, dass die zuständigen Behörden jetzt damit beginnen, über diese Frage zu diskutieren.

Außerdem sollte jetzt diskutiert werden, wie die zukünftige Gasversorgung Europas im Einklang mit dem Ziel der Wirtschaftlichkeit langfristig gesichert und der europäische Gasbinnenmarkt mit der notwendigen Robustheit gegenüber weltpolitischen Entwicklungen aufgestellt werden kann. Dazu gehört auch die Beantwortung der Frage, wie und in welchem Umfang Gasspeicher zu wettbewerblich geringen Kosten genutzt werden können.
„So wie der Energiehandel zur Überwindung der Energiekrise beigetragen hat, sollte er zukünftig auch wieder frei von Markteingriffen agieren können, um zu effizienten Ergebnissen beim Ausgleich von Angebot und Nachfrage beizutragen“, lautet das Fazit von Joachim Rahls, Vorsitzender der German Task Force Gas.

WASSERSTOFF
Anschluss bei der Wasserstoffmarktentwicklung nicht verlieren 

Für die Entwicklung des Wasserstoffmarktes wurde in den letzten Jahren einiges getan. Zentrale regulatorische Themen werden adressiert, z.B. durch die laufenden Festlegungsverfahren der Bundesnetzagentur zu den Grundmodellen für ein Ausgleichs- und Bilanzierungssystem (WasABi) sowie zum Kapazitätsangebot und zur Abwicklung des Netzzugangs (WaKandA) für Wasserstoff.

Auch wenn es im Detail noch Punkte in den Entwürfen gibt, die es zu klären bzw. zu verbessern gilt: Im Ergebnis schaffen die geplanten Festlegungen die notwendige Klarheit, wie und zu welchen Bedingungen der Zugang zum Wasserstoff-Kernnetz für die Marktteilnehmer zukünftig geregelt wird. Energy Traders Deutschland wird die genannten Punkte in den laufenden Konsultationsprozess einbringen.

Wesentlich für die Marktentwicklung wäre grundsätzlich ein Bekenntnis zur Nachfrage nach Wasserstoff. Derzeit sind viele Wasserstoffprojekte in Deutschland ins Stocken geraten. Ein Grund dafür ist die unklare Zertifizierung von Wasserstoff in Deutschland. Mit dem Zertifizierungssystem könnte der Hersteller gegenüber dem Abnehmer nachweisen, dass die für den Abnehmer relevanten regulatorischen Anforderungen bei der Herstellung des regenerativen bzw. CO2-armen Wasserstoffs eingehalten wurden. Dies ist wichtig für die Vermarktung von Wasserstoff an Kunden, die selbst verschiedene Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen müssen oder Förderungen erhalten wollen.

Alle Vorschläge der Energiehändler, welche Marktregeln es zur Entwicklung eines wettbewerblich geprägten Wasserstoffmarkts bedarf, haben wir in einem Juni 2024 veröffentlichten Positionspapier zum Wasserstoffmarktdesign zusammengefasst (zum Download auf unserer neuen Website unter https://www.energytradersdeuts...).

Siehe auch

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